Emscher-Lippe-Gipfel 2022: Mehr als Schule – Partner wollen neue Bildungswege gehen
Rund 180 Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Wirtschaft, Gewerkschaften, Arbeitsverwaltung, Hochschulen, Bildungs- und Sozialeinrichtungen sowie die Bezirksregierung Münster haben beim Emscher-Lippe-Gipfel 2022 neue Ansätze und Wege erörtert, um das Motto des diesjährigen Gipfels Wirklichkeit werden zu lassen: „(Aus-)Bildung mehr machen!“ Dazu signalisierten die Vertreter der Wirtschaft ihre Bereitschaft zu deutlich mehr Patenprogrammen. Vor allem wollen die Akteure in der Emscher-Lippe-Region neue Wege der Vernetzung gehen. Mit dabei auch unser Hauptgeschäftsführer Michael Grütering.
Zum Auftakt des Gipfels, der im Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen stattfand, erinnerte Initiatorin Dorothee Feller an die Ausgangsfrage der neuen Initiative: „Wie kann es sein, dass wir händeringend Fachkräfte suchen, während uns gleichzeitig sozial benachteiligte Jugendliche verloren gehen?“, fragte die Regierungspräsidentin und erklärte: „Wir können es uns als Gesellschaft schlicht nicht leisten, dass uns Kinder und Jugendliche verloren gehen.“
Nicht nur Dorothee Feller betonte dazu die Wichtigkeit der strukturellen Lebensbegleitung. In einer Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Bernd Kriegesmann (Präsident Westfälische Hochschule Gelsenkirchen), Michael Grütering (Hauptgeschäftsführer Arbeitgeberverbände Düsseldorf und Emscher-Lippe) und Mark Rosendahl (DGB-Geschäftsführer Emscher-Lippe) betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel: „Wir müssen alles tun, damit Jugendliche in der Emscher-Lippe Region am Ende der Schulzeit das Rüstzeug für Ausbildung oder Studium erworben haben. Das bedarf auch intensiver außerschulischer Maßnahmen mit einem langen Atem.“
Während Ibrahim Ismail (Lehrbeauftragter der Ruhr Universität Bochum) Lehrerinnen und Lehrern in einem kurzen Input empfahl, sich eher an Yoda als an Darth Vader zu orientieren, weil es letztlich immer um gute Beziehungs-Grundlagen als Erfolgsvoraussetzung gehe, führte Christina Geldmacher von der Katholischen Jugendsozialhilfe „Förderkorb“ in Gelsenkirchen den rund 180 Teilnehmenden des Gipfels sehr lebensnah vor Augen, wie lang der von IHK-Chef Jaeckel geforderte Atem tatsächlich sein muss, um sozial benachteiligten Jugendliche nicht nur eine zweite, sondern notfalls auch eine achte oder neunte Chance zu geben. Dazu schilderten drei Jugendliche aus „Förderkorb“-Projekten in sehr persönlichen Video-Interviews, woran ihre Schulkarrieren scheiterten – und warum sie nun einen neuen Anlauf nehmen. Und alle drei betonten die gleiche Voraussetzung: Erstmals fühlten sie sich jetzt wirklich angenommen.
In vier intensiven Workshops besprachen die Teilnehmenden des Gipfels nichtschulische Lernorte und Patenprogramme als wichtige Ergänzungen zu den institutionellen Bildungswegen und Maßnahmen, um bei den Übergängen von Kita, Grundschule, weiterführender Schule und Anschlussperspektive zu Ausbildung oder Studium weniger Jugendliche in eine „Entkopplung“ zu verlieren. Dazu sollen sowohl ehrenamtlich Engagierte an außerschulischen Lernorten als auch die örtlichen Familienzentren besser eingebunden werden. Eine weitere Vernetzungsaufgabe, die die Teilnehmer:innen identifizierten: Vielen Unternehmen sind die regionalen Bildungsnetzwerke nicht bekannt.