Grütering fordert Besonnenheit in Verhandungen

Zur Besonnenheit ruft Michael Grütering, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Eisen- und Metallindustrie in Gelsenkirchen und Düsseldorf, die Verhandlungspartner in der Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie auf. Die Arbeitgeber sind an einem schnellen Abschluss interessiert. Heute findet die vierte Verhandlungsrunde in Neuss statt.

Michael Grütering hofft, dass noch in dieser Woche ein Abschluss möglich sein könnte. Allerdings müsste auch den Gewerkschaften klar sein, dass ihre Darstellung prosperierender und gut verdienender Unternehmen in unserer Region nicht zutreffe. Zwei Drittel der Mitgliedsfirmen ginge es schlecht, sagt er. Gelsenkirchen habe besonders darunter zu leiden. Stark gestiegene Arbeitskosten veranlassten viele Unternehmen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern; der Anteil der Inlandgewinne sei zurückgegangen.

Eine Umfrage unter den Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie ergab, dass fast 60 Prozent der Investitionen in fünf Jahren in Maschinen und Anlagen an ausländischen Produktionsstandorten fließen werden. So würden die zusätzlichen Kapazitäten im Ausland zu einem rückläufigen Anteil der Inlandsgewinne an den Gesamtgewinnen führen. Als Beispiel für mäßige wirtschaftliche Zahlen nennt Grütering Firmen im Gießerei- und Stahlbereich.

Die Fünf-Prozent Forderung der IG Metall sieht er als realitätsfern. Sie liege weit über den Verhältnissen der Arbeitgeber. Grütering: “Bewertet man die Faktoren Inflationsrate mit 0,3, die Produktivität mit 0,6 und die Einmalzahlung mit 0,3 Prozent sind wir bei unserem Angebot von 1,2 Prozent.” Dem Vorwurf des Tarifpartners, ein historisch niedriges Angebot vorzulegen, hält Grütering die ebenfalls historisch niedrige Inflation entgegen. Die hohe Forderung auch mit einer Gewinnbeteiligung zu begründen, sei nicht gerechtfertigt. Erstens sei die Marge in den Unternehmen sehr niedrig und zweitens stecke der Betriebsgewinn auch im Lohn der Mitarbeiter.

In der Metall- und Elektrobranche seien die Ansprüche an die Mitarbeiter sehr hoch, entsprechend gerecht und gut werde entlohnt. Doch fordert der Verband gerade nach dem letzten Abschluss Augenmaß von dem Tarifpartner. Da habe die Anhebung der Löhne um 3,4 Prozent für einen 15-Monats-Zeitraum bereits über den Verhältnissen der Unternehmen gelegen.

Grütering versichert Verhandlungsbereitschaft der Arbeitgeber. Sie wollten sich flexibel zeigen, wünschten sich einen schnellen Abschluss, der auch zur Befriedung in den Betrieben führe und ihnen das Atmen möglich mache. Für wünschenswert und angenehm für beide Seiten hält er einen Abschluss über einen Zeitraum von zwei Jahren. Doch gleichzeitig warnt Grütering vor unbeweglichen Verhandlungspositionen der Gewerkschaft: “Unvernünftige Abschlüsse gefährden Arbeitsplätze.” Quelle: WAZ

INFO: Die vierte Verhandlungsrunde in NRW ist am späten Abend (9. Mai) nach sechs Stunden und „konstruktiven, konzentrierten, aber auch kritischen Gesprächen“ über „Volumen, Laufzeit und Differenzierungsmöglichkeiten“ vertagt worden, ohne dass zunächst ein Durchbruch erzielt wurde. Metall-NRW–Präsident Kirchhoff warnte vor eine Ausweitung des Konflikts durch eine Verschärfung der IGM-Streiktaktik. Über den weiteren Fortgang der Verhandlungen berät heute Vormittag der IGM-Vorstand. Beide Seiten zeigten sich zuversichtlich, noch vor Pfingsten eine Lösung erzielen zu können. Kirchhoff machte auch deutlich, dass NRW „auf einen Pilotabschluss mit Signalwirkung für die ganze Branche vorbereitet“ sei und bestätigte: „Wir wollen versuchen, in dieser Woche fertig zu werden.“