Jobbende Studenten: Von Nesthockern und Arbeitstieren

Der Bologna-Prozess, also die europaweite Harmonisierung von Studiengängen und -abschlüssen, hat zwar zu den gewünschten Ergebnissen geführt, doch der Studentenalltag in den einzelnen Ländern unterscheidet sich erheblich. Besonders groß sind die Unterschiede in puncto Arbeit: In Deutschland jobbt mehr als die Hälfte der Studenten, in Italien und Serbien nur jeder zehnte, sagt das IW Köln, ein Partner der Arbeitgeberverbände Escher Lippe.

In keinem anderen europäischen Land jobben so viele Studenten wie in der Bundesrepublik:

Zuletzt gingen 54 Prozent der Hochschüler in Deutschland einer regelmäßigen, bezahlten Tätigkeit während des Zeitraums nach, in dem Vorlesungen und Seminare stattfinden.

Im Schnitt arbeiteten die Studenten elf Stunden in der Woche, ein Drittel verbrachte sogar mehr als 21 Wochenstunden mit Geldverdienen. Kein Wunder, denn ein Studium muss man sich auch leisten können. Laut Deutschem Studentenwerk benötigt der akademische Nachwuchs hierzulande zwischen 850 und 925 Euro je Monat, um unter vernünftigen Umständen studieren und wohnen zu können. Der Bafög-Höchstsatz ist mit monatlich 649 Euro (ohne Kranken- und Pflegeversicherungszuschlag) weit davon entfernt, auch die für den Herbst geplante Erhöhung auf 744 Euro hilft nur marginal.

Hinzu kommt, dass immer weniger Studenten die staatliche Förderung beziehen:

Im Jahr 2012 waren es noch rund 670.000 Studenten, die Bafög bekamen, 2017 nur noch 557.000.

Allerdings erhöhen jobbende Studenten auch ihre Praxisnähe und ihre Vernetzung mit Unternehmen. Die Studierenden, die während der Uni auch arbeiten, haben direkt gute Kontakte zu einem späteren Arbeitgeber, wenn der Nebenjob etwas mit dem Studienfach zu tun hat. So könnten Studierende ihren Übergang in die Arbeits- und Berufswelt optimieren. So könnten Sozialwissenschaftler oder Juristen beispielsweise auch bei den Arbeitgeberverbänden oder Kammern arbeiten. Hier sei Kreativität gefragt, meinen die Arbeitgeberverbände Escher-Lippe.

Quelle: IW Köln + AGV Emscher-Lippe