Michael Grütering: Scharfe Kritik auch am Bürgergeld

Explodierende Energiepreise und zusammenbrechende Lieferketten bringen die Wirtschaft in Existenzangst. „Die Lage ist todernst“, sagt Michael Grütering, Hauptgeschäftsführer von gelsenkirchenmetall, in einem WAZ-Interview. Eine Gemengelage wie diese habe er in seinen 35 Dienstjahren noch nicht erlebt. „Es sind dramatische Verhältnisse. Die Auftragsbücher der Unternehmen leeren sich zunehmend, dazu kommen die explodierenden Energiekosten, eine mögliche Gasmangellage, die andauernde Lieferkettenproblematik und der Fachkräftemangel. Nicht wenige Unternehmer haben Existenzängste“, so Grütering. Auch den Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel sieht Grütering darüber hinaus auch noch durch das Bürgergeld, welches das Hartz-IV-System ersetzen soll, weiter verschärft. Der Jurist erkennt im Bürgergeld eine „falsch verstandene soziale Gerechtigkeit“. Den monatelangen Verzicht auf Sanktionen, die auch heute schon nur sehr milde angewandt würden, und die vollständige Übernahme der Wohnkosten für zwei Jahren, könne Grütering „nur schwer einem Normalverdiener erklären“. „Wenn jemand mit einem Brutto-Monatsverdienst von 3500 Euro schlechter gestellt wird, als ein Bürgergeldempfänger, ist das schwierig. Ich habe Sorge, dass dadurch bei uns ein gewisser sozialer Sprengstoff entsteht. Ich halte es für falsch und sozial ungerecht, den Bezug von Transferleistungen jetzt so zu erleichtern. Wir müssen immer noch Anreize haben, die Arbeit aufzunehmen“, unterstreicht Grütering. Schließlich gebe es nicht nur schon länger einen Fachkräftemangel, sondern auch einen Arbeitskräftemangel. „Die Unternehmen kriegen auch für normale, nicht qualifizierte Arbeit keine Arbeitskräfte. Wir haben so eine dramatische Situation und die Bundesregierung schafft jetzt noch Anreize zum längeren Bezug von Transferleistungen.“ (Quelle: WAZ)