Ruhrgebiet im Stimmungstief
Gerade in Zeiten der Corona-Krise sind Zuversicht und Vertrauen wichtig. Im Ruhrgebiet sind diese Eigenschaften allerdings nur gering ausgeprägt. Warum das in der Region so ist, erforscht ein interdisziplinäres Forscherteam mit Wissenschaftlern aus dem IW und der Ruhr-Universität Bochum.
„Woanders is auch scheiße!“ – der Titel des Bildbands aus den 1980er Jahren umschreibt im besten Ruhrpott-Deutsch, wie der jahrzehntelange Strukturwandel die Menschen im Ruhrgebiet geprägt und zusammengeschweißt hat. Dieses besondere Wir-Gefühl der Revierbewohner wird in der Corona-Krise nun wieder einmal auf die Probe gestellt. Dass Covid-19 auch die Menschen im Ruhrgebiet sehr bewegt, zeigt sich nicht zuletzt in den sozialen Medien:
Im März 2020 wurden rund 20 Prozent mehr Tweets mit Bezug aufs Ruhrgebiet abgesetzt als im gleichen Vorjahresmonat – und viele dieser Kurznachrichten drehten sich um das Thema Corona.
Schon vor der Pandemie war das Ruhrgebiet krisenerprobt: Die Herausforderungen sind in vielen Untersuchungen belegt worden, so stufte die IW-Regionalstudie vom Herbst 2019 alle Teilregionen des Ruhrgebiets als wirtschaftlich gefährdet ein.
Die Bevölkerung im Ruhrgebiet macht sich größere Sorgen als die Bundesbürger insgesamt, auch das Verhalten ihrer Mitmenschen beurteilen die Menschen im Revier kritischer.
Welche subjektiven Sorgen und Einstellungen die Menschen dort haben, zeigt eine aktuelle IW-Studie anhand regionaler Daten des Sozio-oekonomischen Panels:
Die Bevölkerung im Ruhrgebiet machte sich schon vor der Corona-Pandemie häufiger große Sorgen als die Bundesbürger insgesamt – und auch als der Durchschnitt der übrigen NRW-Bürger.
Vor allem die Entwicklung der Strafdelikte ängstigt viele Menschen im Revier:
Im Bundesdurchschnitt machen sich knapp 38 Prozent der Menschen große Sorgen wegen der Kriminalitätsentwicklung in Deutschland, im Ruhrgebiet sind es annähernd 47 Prozent.